Walter Scheiffele
bauhaus junkers sozialdemokratie. ein kraftfeld der moderne
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Als das Weimarer Bauhaus 1925 nach Dessau kommt, beginnt dort eine neue Ära für das ebenso berühmte wie umstrittene Institut. Wird das Bauhaus ein BAUhaus? Kann es sein Programm einer „Einheit von Kunst und Technik“ realisieren?
In Dessau entwickelt sich eine Konstellation, in der Kunst, Industrie und Politik aufeinander wirken. Ein Kraftfeld der Moderne entsteht. Neben dem liberalen Oberbürgermeister Fritz Hesse drängt vor allem der Führer der sozialdemokratischen Partei, Heinrich Peus, auf eine Modernisierung der Stadt. Er sorgt zusammen mit Hesse dafür, dass das Bauhaus nach Dessau kommt, und er schafft einer zweiten Fraktion der Moderne um Adolf Loos den Spielraum für gestalterische Experimente. Der Flugzeugkonstrukteur Hugo Junkers gibt mit seinen Fabriken das Beispiel einer innovativen Technik, die den Künstlern am Bauhaus nicht nur Vorbild ist, sondern die selbst in Wettbewerb mit den Künsten tritt.
„Act local – think global“, diese Parole Buckminster Fullers könnte auch für die Sozialdemokraten um Heinrich Peus gelten. Sie handeln pragmatisch, organisieren Konsumvereine, Volkshäuser und den Siedlungsbau und bewahren sich doch ein utopisches Denken, in dem ebenso Platz für eine neue Weltsprache ist wie für das Bauhaus als eine „Kathedrale des Sozialismus“. Die Phantasien der Reformer werden beflügelt durch die „vergnügt am Himmel schwirrenden Junkersflugzeuge“ (Ilja Ehrenburg), die in diesen Jahren ein weltumspannendes Luftverkehrsnetz bilden. Hugo Junkers‘ „Fabrik für technische Neuerungen“ bringt nicht nur die modernsten Flugzeuge hervor, sie ist, darin dem Bauhaus vergleichbar, ein Laboratorium, in dem vom Flugzeug bis zum Metallhaus geforscht wird. Gropius will mit Junkers eine Hausfabrik realisieren und der Bauhausschüler Siegfried Ebeling entwickelt bei ihm seine zukunftsweisenden Ideen vom „Raum als Membran“.
„Bauhaus und Hausbau“ wird zu einem Leitthema der Dessauer Moderne und Dessau-Törten ein Ort, wo die Entwürfe der Avantgarde miteinander konkurrieren. Wird das Haus der Zukunft fordistisch (Walter Gropius), technisch-wissenschaftlich (Hugo Junkers), energetisch (Siegfried Ebeling) oder ökologisch (Leopold Fischer, Leberecht Migge) sein?
In diesem Kraftfeld agiert das Bauhaus sieben Jahre lang bis die Reformkräfte, die gemeinsam das Beispiel einer sozialen, technischen und künstlerischen Moderne in Dessau gegeben haben, an ihren Widersachern scheitern. Die Politik, die der Kultur und Technik Freiräume geöffnet hatte, schließt diese wieder. Im Kraftfeld Dessaus ändern sich die Vorzeichen.

304 Seiten, 170 Abbildungen, englische Broschur
ISBN 3-935053-02-9
Preis 39,90 Euro
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